Der Schreinerberuf bleibt beliebt

Immer mehr junge Frauen entscheiden sich für eine Lehre als Schreinerin. Bild: VSSM

Lehrvertragsstatistik. Jugendliche sind weiterhin vom Schreinerberuf fasziniert. Die Anzahl abgeschlossener Lehrverträge EFZ ist 2020 trotz der Pandemie stabil geblieben. Erfreulich ist, dass ein Fünftel aller Lernenden weiblich sind. 

Der Schreinerberuf bleibt beliebt. Zehn Jahre lang war ein Rückgang an abgeschlossenen Lehrverträgen «Schreinerin/Schreiner EFZ» festzustellen. Nun hat sich die Zahl jedoch weiter stabilisiert. 2020 musste im Vergleich zum Vorjahr nur ein kleines Minus von 1,2 Prozent an unterzeichneten Ausbildungsverträgen hingenommen werden, wie die Lehrvertragsstatistik des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) zeigt. Dies trotz der Unsicherheiten während der ersten Corona-Welle.

«Dank der guten Auftrags- und Beschäftigungslage in der Schreinerbranche zeigen die intensivierten Anstrengungen in der Nachwuchsgewinnung Wirkung», resümiert Daniel Zybach, Bereichsleiter Berufsbildung beim VSSM. «Obschon viele Veranstaltungen und Berufsmessen durch die Pandemie nicht stattfinden konnten und sich der Schreinerberuf nicht von seiner attraktivsten Seite einer breiten Öffentlichkeit präsentieren konnte, wurden Alternativformate rege genutzt.» 

Ein Viertel wird nicht beendet

Weniger erfreulich ist hingegen, dass rund ein Viertel der Lehrverhältnisse nicht beendet wurden. Dies bedeutet, dass 25 Prozent der Lehrverhältnisse vorzeitig abgebrochen, in EBA-Lehrverträge umgewandelt wurden oder die Lernenden das Qualifikationsverfahren nicht erfolgreich bestanden haben. Ein Quervergleich zu den Werten des Qualifikationsverfahrens weist darauf hin, dass die Zahl der Lehrabbrüche erneut sehr hoch ist. «Diese Erkenntnis zeigt auf, dass der sorgfältigen Selektion von Lernenden grösste Aufmerksamkeit zu schenken ist», sagt Zybach. Die sogenannte «Passung» zwischen Lernenden und Lehrbetrieben sei einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren. 

Mehr Frauen in den Schreinereien

Der VSSM ist erfreut, dass sich zunehmend junge Frauen für die Schreinerlehre entscheiden. So ist 2020 der Anteil Frauen gegenüber 2019 um zwei Prozent gestiegen, rund ein Fünftel aller Lernenden sind weiblich. «Dennoch müssen weiterhin grosse Anstrengungen unternommen werden, um noch mehr motiverte und talentierte Frauen für unseren Beruf zu rekrutieren», heisst es. Zudem sei es so, dass im späteren Erwerbsleben – Weiterbildung, Werkstatt oder auch im Büro – verhältnismässig wenig Lehrabgängerinnen anzutreffen seien. «Auch hier müssen alle weiterhin grosse Anstrengungen unternehmen, damit das wertvolle Fachkräftepotenzial stärker genutzt werden kann.»

Gleiche Berufschancen für alle Fachrichtungen

Von den Fachrichtungen her schliessen rund zwei Drittel aller Lernenden einen Lehrvertrag im «Möbel/Innenausbau» ab, ein Drittel in der Fachrichtung «Bau/Fenster». Die Fachrichtung ergibt sich aus der betrieblichen Ausrichtung des Lehrbetriebs. Dank der Integration der spezialisierten Fachrichtungen «Wagner» und «Skibau» in den Lehrberuf Schreiner/in EFZ stehen diesen Lernenden nach Abschluss ihrer Grundbildung dieselben Weiterbildungs- und Karrierewege wie den Absolventen der beiden «grossen» Fachrichtungen offen, heisst es in der Statistik. «Allgemein kann festgehalten werden, dass die Fachrichtung in der Deutschschweiz kaum Auswirkung auf die zukünftige Berufs- und Karrierelaufbahn hat. Sämtlichen Lehrabgängern stehen die verschiedensten Berufsperspektiven offen.»

Negativentwicklung wird wieder durchbrochen

Seit 2017 wird die VSSM-Lehrvertragsstatistik mit dem demografischen Indikator «Geburten» ergänzt. Der zeitlich versetzte Indikator gibt Auskunft darüber, wie viele 15- bis 16-Jährige 2020 den Übertritt von der Volksschule in die Berufslehre, Mittelschule oder in ein Zwischenjahr gemacht haben. Aus der Trendlinie geht hervor, dass die Schreinerinnen und Schreiner dem negativen Trend des demografischen Wandels nahezu nahtlos folgen. Erst mit den Jahrgängen 2010/2011 wird die Negativentwicklung der geburtenschwachen Jahrgänge deutlich durchbrochen.

«Zwar darf zukünftig wieder mit mehr Jugendlichen gerechnet werden, welche vor der Berufswahl stehen, jedoch wird der Trend der Akademisierung die Fachkräftesituation für die handwerklich-gewerblich orientierten Berufe wohl weiterhin verschärfen», meint Zybach.

Hohe Zahl an EBA-Verträgen

Positiv zeigt sich auch die Entwicklung bei der zweijährigen Grundbildung mit Attest «Schreinerpraktikerin/-praktiker EBA». Sie erreicht mit 287 abgeschlossenen Lehrverträgen den zweithöchsten Stand seit ihrer Einführung 2006. Trotz aller Anstrengungen ist der Berufseinstieg für Schreinerpraktikerinnen und Schreinerpraktiker weiterhin anspruchsvoll. Talentierten EBA-Absolventinnen und Absolventen steht der nahtlose Übertritt in die Schreinerlehre EFZ offen. Der Frauenanteil ist mit acht Prozent deutlich tiefer als der Anteil bei den Schreinerinnen und Schreinern mit einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (19 Prozent). Mit der Einführung der Fachmonteuren-Weiterbildung (2016) können nun auch EBA-Absolventinnen und Absolventen eine VSSM-Weiterbildung mit einem Diplom abschliessen. 

Die Statistik zeigt, dass die gewünschte Durchlässigkeit zwischen den beiden Schreinergrundbildungen erzielt wird, und Umstufungen zu einem geeigneten Zeitpunkt stattfinden. Diese Durchlässigkeit habe einen hohen Einfluss auf die Qualität beider Ausbildungen, heisst es. Motivierte und talentierte Schreinerpraktiker/innen EBA schliessen bei einem Wechsel noch die Ausbildung zum/zur Schreiner/in EFZ ab. 

Grosses Potenzial für Zeichnerinnen und Zeichner

Der VSSM bildet gemeinsam mit der Vereinigung Schweizer Innenarchitekten und Architektinnen VSI.ASAI und der Lehrmeistervereinigung LVIBZ die Trägerschaft für die Grundbildung der angehenden «Zeichnerinnen und Zeichner EFZ/Fachrichtung Innenarchitektur» (ehemals Innenausbauzeichner/in). Plavenir, so heisst die Trägerschaft für alle fünf Fachrichtungen der Zeichnerberufe, wurde 2018 gegründet und treibt erfolgreich die Revision des Zeichnerberufs voran. 

Die wichtige, aber relativ kleine Fachrichtung «Innenarchitektur» konnte 2020 erneut 52 neue Lehrverträge (zwei Drittel Frauen) abschliessen. In dieser Fachrichtung sind die Lehrstellen weiterhin Mangelware, da sich deutlich mehr Lernende für diesen spannenden Beruf (vier Lehrjahre) interessieren als Lehrstellen angeboten werden. Mit einer zweijährigen Zusatzausbildung können Schreinerinnen und Schreiner EFZ diese attraktive Lehre ebenfalls absolvieren. 

Lehrbetriebe sind Mangelware

Leider sind Lehrbetriebe, welche Lernende ausbilden, absolute Mangelware. So könnten problemlos dreimal so viele «Zeichnerinnen und Zeichner EFZ, Fachrichtung Innenarchitektur» ausgebildet werden, als dass Lehrstellen zur Verfügung stehen. «Die gut ausgebildeten Fachkräfte sind in der gesamten Schreiner- und Baunebenbranche begehrt und gesucht», sagt Daniel Zybach. Interessierte Lehrbetriebe erhalten Informationen direkt vom Kompetenzzentrum des VSSM.