Woche:
22
Jahr:
2019
Rubrik:
Kurz & Bündig
Er sieht aus wie ein seltsam verdrehter Kamin, ragt 14 Meter in den Himmel und ist in einem weltweit neuartigen Verfahren hergestellt worden. Der in Deutschland stehende Urbach Turm ist das erste Holzbauwerk aus selbstgeformten, grossformatigen Bauteilen. Die markante Form ist nicht durch einen mechanischen Prozess, sondern alleine durch das Schwinden des Holzes entstanden.
Das Holz wird programmiert
Normalerweise verursachen Veränderungen der Luftfeuchtigkeit im Holzbau Probleme, die sorgfältig kontrolliert werden müssen. Im Gegensatz dazu ist beim Urbach Turm das Material so angeordnet worden, dass es diese natürlich auftretende Verformung nutzt. Forscher der Universität Stuttgart haben in Zusammenarbeit mit der Empa Dübendorf und der ETH Zürich ein Verfahren entwickelt, durch das der Werkstoff Holz wie eine Maschine programmiert werden kann. Digitale Materialmodelle, die das Quellen und Schwinden genau vorhersagen können, helfen dabei, diese Selbstformungsprozesse in immer grösseren Dimensionen zu planen und zu realisieren. Der Urbach Turm ist aus Fichten-Brettsperrholz hergestellt worden. Die Bauteile wurden im ebenen Zustand geplant, mit einer hohen Holzfeuchte laminiert und dann im industriell standardisierten Verfahren getrocknet. Dabei entstand die präzis gekrümmte Form. Für Herstellung und Ausfüh- rung dieser weltweit ersten, tragenden Holzkonstruktion nach diesem Verfahren wurde die Schweizer Firma Blumer-Lehmann AG aus Gossau SG beauf- tragt. Der Turm kann in der Gemeinde Urbach (D) bei Stuttgart im Rahmen der Remstal Gartenschau 2019 besichtigt werden.
