Es gibt sie immer noch: die gewohnten Modelle in immer neuen Formen als Pendelleuchten, Stehlampen, Wandleuchten und so weiter. Auf der im Rahmen der Mailänder Möbelmesse (I) stattfindenden Leuchtenmesse Euroluce war zu beobachten, dass spielerische Elemente für Bewegung und Wandlung im Leuchtenbereich sorgen.
Einclipsen und per App steuern
«Das Produkt ist kein geschlossenes, sondern ein offenes und aktives System. Es kann wachsen und sich verändern», so die Beschreibung des Stromschienen-Systems «Turn around» vom italienischen Hersteller Artemide. Waren es in der Vergangenheit bei den Stromschienen eher technische Lichtlösungen, kommen heute gestalterische Elemente hinzu, die auch nach dem Prinzip «Plug and play» funktionieren.
Beispielsweise sind dies Hängeleuchten, die einfach eingeclipst werden. Wand und Decke können so durchgängig und flexibel mit Lichtquellen verschiedener Art und Wirkung bestückt werden. Die schmale Schiene hat mit 12,5 Millimetern die Standardstärke einer Gipskartonplatte. Da es sich um ein Niedervoltsystem handelt, können jedoch keine Steckdosen platziert werden. Dafür lässt sich das Ganze über eine App ansteuern und verändern. Im Fall von Artemide sollen es 500 Leuchtquellen sein, die so bedient werden können. Nahezu alle Modelle aus dem aktuellen Sortiment seien kompatibel, so der Hersteller.
Kabellos glücklich
Neben der Flexibilität war an der Messe auch die mobile Leuchte eine häufig zu sehende Neuerung. Kleinere Leuchten mit solarer Lademöglichkeit waren hier und da auch zu sehen. Meistens befindet sich jedoch ein Akku in den Leuchten.
Das Label Tobias Grau hat auch eine Stehlampe gezeigt, die mit einem Akku ausgestattet ist. Dimm- und höhenverstellbar wird diese an ihrem Stammplatz einfach auf einen Ladestein gestellt, wie Grau seine kaum drei mal vier Zentimeter grosse Docking-Station nennt. Dadurch entfällt das überbordende Kabeldurcheinander. Die Stehlampe wird ganz konventionell an einem Ort platziert und spendet, wenn volle Leistung gefordert wird, mit 10 Watt für 10 Stunden rund 900 Lumen Licht. Gedimmt wird bei den Leuchten von Grau über ein berührungsempfindliches Touch-Panel, das auch den Ladezustand des Akkus anzeigt.
Die Lampe zum Mitnehmen ist auch für Küchenbauer eine interessante Entwicklung. Da immer seltener Oberschränke vorhanden sind und der Anteil der Dunstabzüge nach unten zunimmt, sind neben fest installierten Pendelleuchten wenige Möglichkeiten zur Illuminierung der Küchenzonen vorhanden. Durch den Einsatz von Akkus wird Licht auch in der schlichtesten Küche einfacher zu realisieren.
Generell scheint das sichtbare Kabel eher unerwünscht zu sein. Manche Leuchtendesigner setzen dieses aber auch ganz bewusst als gestalterisches Element ein. Zum Beispiel, indem ein ganzes Netz an Verbindungssträngen zwischen mehreren Leuchtquellen für die Stromübertragung und die äussere Gestalt sorgt.
Spielerisch veranlagt
Ein gewisser Trend bei den neuen Entwürfen hin zur Wandlungsfähigkeit zeigte sich auch bei den Wandleuchten. Viele davon waren in irgendeiner Form dreh-, schwenk- oder klappbar, sodass sie stufenlos, schnell und einfach mechanisch gedimmt werden können. Die dann oft nach dem Prinzip der indirekten Beleuchtung funktionierenden Modelle erzeugen durch die Winkelverstellung spannende Lichteffekte. Verstärkt werden diese noch, indem farbige und reflektierende Materialien verwendet werden. Eine Leuchte kann, durch den Einsatz von Beschlägen und beweglichen Teilen, bei voller Leistung ein Deckenfluter sein oder ein dezentes Simmungslicht liefern.
Himmlisches Vergnügen
Einen Effekt der ganz anderen Art erzielt das Unternehmen Coelux mit seinen Bauteilen. Diese erzeugen auf täuschend echte Art das natürliche Sonnen- und Himmelslicht. Neben dem angenehmen Licht wirken Räume dadurch grösser. Vor allem lässt sich so aber vermeintliches Tageslicht an Stellen bringen, wo keine Verbindung mit der Umwelt besteht. Dahinter steckt eine aufwendige Technik und optisches Wissen.
Aus einem Forschungsprojekt hervorgegangen, kommen laut dem italienischen Erfinder Coelux drei Schlüsselelemente zum Einsatz: LED, deren Licht dem natürlichen Sonnenlicht besonders nahe kommen, ein optisches System, mit dem der Eindruck von Entfernung und Weite erzeugt wird, sowie ein nanostrukturiertes Material für die Simulation der natürlichen Lichtstreuung in der Atmosphäre. Tatsächlich erzeugt die Technologie das Gefühl, dass man unter einem Oberlicht mit Himmel bei bestem Wetter steht. Der Projektor speist dabei das Lichtbündel schräg auf die Paneele.
Montiert werden die Elemente als Einheit mit dem Rahmen. Denn das stets in Weiss gehaltene Futter ist zwingend nötig, um den Effekt zu erzielen. Nachteilig ist dabei die beachtliche Bauhöhe der Fensterelemente. Die meisten Modelle haben zwischen 400 und 500 Millimeter Einbauhöhe. Mit ähnlichem Funktionsprinzip hat das Unternehmen auch ein Lochfenster für die Platzierung in der Wand im Angebot.
Effektvoll gefräst
Flächiges Licht war häufig in Mailand zu sehen. Es wurde jeweils über die Kante eingespeist und durch feine Fräsungen auf der Fläche gebrochen. Dagegen war die OLED-Technologie in diesem Jahr kaum vertreten, nachdem einzelne Hersteller die Technik in den letzten Jahren immer wieder ausführlich präsentiert hatten.