Markus Wenger: der routinierte Grossrat

Hofft auf einen Sitz im Nationalrat: Markus Wenger (EVP) aus Spiez. Bild: Reto Schlatter

Seit zehn Jahren politisiert Markus Wenger (EVP) im Grossen Rat des Kantons Bern. Nun kandidiert der 66-Jährige aus Spiez für einen Sitz im Nationalrat. 

Herr Wenger, welche sind Ihre Anliegen, die Sie in Bern vertreten möchten? 

Mir ist eine nachhaltige Wirtschaft wichtig. Für die Schreinerbranche sind eine gute Berufs- und Weiterbildung entscheidend. Gegenüber dem akademischen Weg leidet die duale Berufsbildung an einigen Ungerechtigkeiten. Es gibt deutlich weniger staatliche Unterstützungsgelder für jemanden, der zum Beispiel das Diplom als eidgenössischer Schreinermeister erlangen will, als für jemanden, der ein Studium macht. Ein Problem ist auch, dass sich zu viele Jugendliche für das Gymnasium anstatt eine Berufslehre entscheiden.  

Welchen hölzigen Aspekt könnten Sie ins Parlament einbringen? 

Mein Bruder und ich haben einen Schreinerbetrieb, die Wenger Fenster AG in Wimmis BE, in dritter Generation geführt. Mittlerweile sind die Jungen am Ruder und ich bin noch als Projektleiter tätig. Allerdings bin ich kein gelernter Schreiner, sondern Kunststoffapparatebauer. Ich hatte mich, als ich zurück in den elterlichen Betrieb kam, auf der technischen und betriebsökonomischer Seite weitergebildet. Ich kenne die Branche bestens. Holz ist der Werkstoff der Zukunft. 

Weshalb gehören Sie der EVP an? Haben Sie sich schon einmal einen Parteiwechsel überlegt oder sogar schon vollzogen? 

Ich habe früher der SVP angehört, war sogar acht Jahre lang Sektionspräsident. Grussworte der damaligen Kantonalpräsidenten, in denen über alle anderen gewettert wurde, liessen mich jedoch erkennen, dass dieses Verhalten für mich nicht mehr passte und sich nicht mit meinen christlichen Werten vereinbaren liess. Ich bevorzuge einen konstruktiven Umgang. Ich hatte mich damals von der Politik zurückgezogen. Durch einen Ortswechsel tat sich eine neue Chance auf und ich bin der EVP beigetreten. Diese entspricht mir sehr. Mir sind meine christlichen Werte und gesellschaftliche Fragen wichtig.   

Wie reagieren Sie, wenn jemand in einer Diskussion falsche Fakten verbreitet? 

Es kommt immer darauf an, in welche Richtung diese Person geht. In der Regel bleibe ich ruhig und erkläre, was Sache ist. Das ist praktisch, um jemanden zu entlarven, der keine Lösung für ein Problem hat. Zum Beispiel im Asylwesen, dort muss noch viel weitergedacht werden als heute. Im Berner Grossen Rat bin ich noch nie emotional geworden, sondern kann sachlich politisieren. 

Stehen Sie ab und zu selbst noch in der Werkstatt und legen Hand an? 

Ab und zu. Auch wenn ich nicht gelernt bin, habe ich schon Möbel hergestellt. Zum Beispiel ein Bett für meine damalige Freundin und heutige Frau oder ein Schaukelpferd als Kindergeschenk. Letztes Jahr konnte ich für mich ein Alphorn aus Arvenholz herstellen. Zu meinem 65. Geburtstag wurden mir das Holz und die Unterstützung des Experten geschenkt. Ich bin ein grosser Fan von Arve, aber für Fenster ist sie unpassend.

Zur Person: 

Markus Wenger ist 66 Jahre alt und lebt in Spiez BE. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Mit seinem Bruder hat er den Familienbetrieb, die Wenger Fenster AG in Wimmis BE, in dritter Generation übernommen und geführt. Die Leitung hat er mittlerweile abgegeben und ist noch als Projektleiter und Verwaltungsrat tätig. Er vertritt seit 2013 die EVP im Grossen Rat des Kantons Bern.  Zudem ist er Präsident der reformierten Kirchgemeinde Spiez BE.