Einigkeit bei den Geschäften der DV

Die 137. Delegiertenversammlung des VSSM fand im Kongresszentrum in Lugano statt. Bild: Reto Schlatter

Die Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM fand am 23. und 24. Juni 2023 in Lugano statt. Bei hochsommerlichem Wetter und herzlicher Gastfreundschaft der Tessiner Sektion waren die Tagesgeschäfte im Nu erledigt. 

So wie die Sonne über dem Lago di Lugano schien, strahlt sie auch über der Schreinerbranche. Diesen Eindruck vermittelte die 137. Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM am 23. Juni 2023 in Lugano. Die Tessiner Sektion durfte nach coronabedingter, dreijähriger Verschiebung nun endlich ihren Gastgeberpflichten nachkommen, wobei Pflicht angesicht der Herzlichkeit doch als Gastgeberfreude zu verstehen ist. So profitieren die 139 Delegierten und 65 Gäste des VSSM nicht nur von Bilderbuchwetter, sondern auch von einer Bilderbuchgastronomie und einer Infrastruktur, die kaum Wünsche übrig liess.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Schreinerfamilie im Tessin tagte. Dass sie das überhaupt kann, hat sie Napoleon Bonaparte zu verdanken, wie VSSM-Zentralpräsident Thomas Iten in seiner Begrüssung im Kongresszentrum erklärte. Ohne Napoleons Eingreifen wäre 1803 der Kanton Tessin nicht zur Schweiz gekommen und die vielgerühmte Sonnenstube gehörte heute wohl zu Italien.

«Jetzt Reserven schaffen»

In seiner kurzen Rückschau freute sich Iten, dass die Schreinerbranche Zeiten der Vollbeschäftigung und der vollen Auslastung erleben darf «von Zermatt bis Schaffhausen», wie er sagte. Dies dürfte auch in nächster Zeit so bleiben, umso mehr als das Schweizervolk am 18. Juni 2023 das Klimaschutzgesetz angenommen hat. Damit wird der Bund in nächster Zukunft rund zwei Milliarden Franken bereitstellen für Investitionen im Gebäudebereich. «Schade ist dabei nur, dass es unserer Branche angesichts steigender Kosten nicht gelungen ist, die Preise anzuheben. Doch es wäre jetzt nötig, Reserven anzulegen», meinte Iten.

130'000 Franken für Vaterschaftsurlaube

Da keine Wahlen oder Sachgeschäfte anstanden, boten die ordentlichen Traktanden der Versammlung keinen Anlass zu Wortmeldungen aus den Reihen der Delegierten. Die VSSM-Jahresrechnung 2022 (mit einem Verlust von knapp 500'000 Franken sowie die Rechnung der Militär- und Ausbildungsentschädigungskasse (Maek) mit einem Plus von rund 110'000 Franken gingen einstimmig über die Bühne. Erstmals wurden aus der Maek Gelder für Vaterschaftsurlaube ausbezahlt, in der Summe 130'000 Franken. Der Beitragsfuss des VSSM bleibt bei 254 Prozent.

Innenausbau bei Appartmenthaus hat begonnen

Neues gab es von der Schmelzbergstrasse in Zürich zu erfahren, wo der VSSM an Stelle des früheren Zentralsitzes ein Appartmenthaus erstellt. Laut Vorstandsmitglied Basil Gasser hat im Juni der Innenausbau begonnen. Die Wohnungen sollen ab dem ersten Quartal 2024 vermietet werden. Markus Hobi, Geschäftsführer des Fensterverbandes FFF, wollte wissen, wer die Fenster liefere. «Wir haben natürlich möglichst Verbandsmitglieder berücksichtigt, doch es war in der Submission grundsätzlich schwierig, genügend Angebote zu erhalten», sagte Gasser. Dies ist wohl auch der hohen Auslastung geschuldet. Bei den Fenstern habe schliesslich die Firma G. Baumgartner AG aus Cham den Zuschlag erhalten.

Eine Lanze für den Schreinerberuf

Ein Thema, das Wolken vor die Tessiner Sonne schob, war der Fachkräftemängel. Darauf kam nebst anderen Gastredern auch der Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV), der Tessiner Nationalrat Fabio Regazzi, zu sprechen. «Ihr Verband engagiert sich vorbildlich für den Nachwuchs», lobte er die Aktivitäten des VSSM. «Es ist wichtig, den künfigten Generationen das Wissen und die handwerklichen Fertigkeit weiterzugeben», sagte der Tessiner Regierungsrat Raffaele de Rosa. Nur so könne man sich als Handwerker von globalisierter Massenware abheben. Das Thema war verschiedenen Tessiner Medien am Freitag gar einen Beitrag wert.

Lugano: Die Stadt, die etwas tut

Mit launigen Worten begrüsste der Luganeser Stadtrat Fillippo Lombardi die VSSM-Delegierten. Der frühere Tessiner Ständerat erkärte, dass Lugano als einzige der zehn grössten Städte der Schweiz bürgerlich regierte werde, was spontanten Applaus auslöste. Lugano habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt und viel investiert. Bezugnehmend auf den Slogan der Tessiner Schreiner «L’uomo che fa», sagte Lombardi «Lugano è la città che fa».

Stefan Hilzinger, SchreinerZeitung